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Geschichte

I. Die Anfänge

Als Gründungsjahr des SK Kronach gilt das Jahr 1882. Da direkte Quellen nicht vorliegen gingen die Wiedergründer 1946 wohl von einer Mitteilung in der „Deutschen Schachzeitung“ (mehrere alte Jahrgänge sind im Vereinsbesitz) von 1887 aus:

„Aus Kronach: Der hiesige Schachverein feierte am 6. Januar d. J. im sinnig geschmückten Vereinslokale das 5. Stiftungsfest mit einem Tombolaturnier (d. h. die Spielpartner wurden ausgelost, Anm. von W. L.), das in zwei Abteilungen gespielt wurde, so daß auch minder geübte Schachspieler Gelegenheit hatten, sich einen der schönen und geschmackvollen Preise zu erwerben. Das Turnier begann um 4 Uhr Nachmittags und dauerte drei Stunden. 24 Herren nahmen an demselben Theil, gewiss eine sehr erhebliche Zahl für eine Stadt von der Größe Kronachs. Auf die Preisvertheilung folgte nach kurzer Pause die Lösung eines Schachproblems, hierauf ein allgemeiner Wettkampf, wobei den Siegern wieder Preise zuerkannt wurden.“

Da scheint ja alles klar zu sein! Zumal derKronacher Stadtchronist Fehn auch noch berichtet: „… hielt 1892 ein Turnier der oberfränkischen und thüringischen Schachvereine“, was ja hervorragend zu einem 10-Jahres-Jubiläum passen würde.

Georg Fehn schreibt aber auch (Band V, S. 193): „Schachklub (Caspar-Zeuß-Straße 13), 1874 nachweisbar (!! W.L.), 19.3.1881 Neugründung, hielt 1892 ein Turnier der oberfränkischen und thüringischen Schachvereine.“

Also vor 1874 oder 1881, aber warum denn 1882? Hierzu zitieren wir die DEUTSCHE SCHACHZEITUNG von 1887 (5. 59):
„Aus Kronach. Der hiesige Schachverein feierte am 6. Januar d.J. im sinnig geschmückten Vereinslokale das 5. Stiftungsfest mit einem Tombolaturnier, das in zwei Abteilungen gespielt wurde, so daß auch minder geübte Schachspieler Gelegenheit hatten, sich einen der schönen und geschmackvollen Preise zu erwerben. Das Turnier begann um 4 Uhr Nachmittags und dauerte drei Stunden. 24 Herren nahmen an demselben Teil, gewiss eine sehr erhebliche Zahl für eine Stadt von der Größe Kronachs. Auf die Preisverteilung folgte nach kurzer Pause die Lösung eines Schachproblems, hierauf ein allgemeiner Wettkampf, wobei den Siegern wieder Preise zuerkannt wurden.“

Die Vereinsgründer sollten es doch eigentlich wissen! Auf 1882 deutet auch das von Fehn erwähnte Turnier 1892, das von seiner Größe her sehr gut zu einem 10jährigen Jubiläum passen würde.

Schon kurz nach der Vereinsgründung begannen Aktivitäten, die über den engen Stadtkreis hinausgriffen. Eine Festschrift des SC Regensburg 1881 erwähnt eine Korrespondenzpartie mit Kronach, die etwa in den Jahren 1883/84 stattgefunden haben muß.

Auch die 90 er Jahre scheinen eine Dekade reicher schachlicher Aktivität in Kronach gewesen zu sein, denn neben dem schon genannten Turnier 1892 erfahren wir aus dem DEUTSCHEN WOCHENSCHACH vom 29. Juli 1894, daß sich am 7. fränkischen Schachfest in Bamberg neben Spielern aus Bamberg, Nürnberg, Fürth, Trunstadt und Siegritz auch solche aus Kronach beteiligten:
„Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste durch den 1. Vorstand des Bamberger Schachklubs, Herr Chorrektor F. Schrüfer, wurde sofort zur Verlosung für das Tombolaturnier geschritten, an welchem sich 18 Spieler beteiligten, und zwar 9 aus Bamberg, 4 aus Nürnberg 3 aus Kronach, je einer aus Fürth und Trunstadt. Die ersten Preise erhielten die Herren Regensburger und Dr. Tarrasch aus Nürnberg, … Die drei Strategen aus Kronach gingen leer aus.
Der Bericht fährt fort: Im Trostturnier erhielten Preise die Herren Dr. Alafberg (Kronach). Im Namen der Gäste dankte hierauf Dr. Alafberg aus Kronach für den überaus freundlichen Empfang, sprach seine Freude und seine hohe Befriedigung über die vorzügliche Anordnung des Festes aus und brachte auf den Bamberger Schachklub ein „Hoch“ aus.“

Zum Abschluß des Schachfestes gab Dr. Tarrasch noch eine Blindsimultanvorstellung gegen drei Herren, unter ihnen Dr. Alafberg, die er sämtlich besiegte.

Dr. Eugen Alafberg, Obermedizinalrat in Kronach, ist der erste Kronacher Schachspieler, der uns namentlich bekannt ist. Die Vermutung, daß er Vorstand war, liegt nahe, läßt sich aber bis- lang nicht belegen.

Über einen sehr starken Spieler verfügte der Kronacher Schachverein ab 1925 in Alfred Wolz, der 1930, 1932 und 1938 erfolgreich an bayerischen Meisterschaftsturnieren teilnahm. Das Reglement war allerdings kompliziert. Im Meisterturnier spielten eben Meister(1932 u.a. Dr. Tarrasch und Hahn, Bayreuth) um den Titel „Meister von Bayern“. Im Meisterschaftsturnier starteten „anerkannt starke Spieler nach Auswahl des Turnierausschusses“. Wolz war also ein anerkannt starker Spieler. 193o wurde in drei gleichberechtigten Gruppen gespielt, wobei jeder Gruppensieger den Titel „Bayerischer Meister“ erhielt.
Wolz wurde dritter seiner Gruppe. 1932 wurde in vier Abteilungen gespielt, wobei dann die vier Sieger den Titel Bayerischer Meister ausspielten. Wolz belegte punktgleich mit Roth(Nürnberg) den zweiten Platz seiner Gruppe und verfehlte den Entscheidungskampf also denkbar knapp. 1938 dann – Wolz lebte jetzt offenbar in München – gelang ihm der große Wurf. Er wurde Sieger der Gruppe II von vier Gruppen und erhielt gemäß dem Reglement von 1930 den Titel Bayerischer Meister! 1941 fiel Alfred Wolz in Rußland.

Von den weiteren Mitgliedern jener Zeit des 50-jährigen Bestehens sind namentlich noch bekannt J.B. Schiffauer, der langjährige Vorstand, Haßler, dessen berüchtigte „Sonderzüge“ in Kronach sprichwörtlich geworden sind, Trütschel, Baier, Fleischmann, Dr. Weckert, Pock und Beitzinger.

Der Mann, der dem Kronacher Schachleben für die nächsten vierzig Jahre seinen Stempel aufdrückte, kam 1934 als Lehrer an die Oberrealschule Kronach: „Schachprofessor“ Hans Müller. Nicht nur seine bedeutenden Turniererfolge (zweifacher oberfränkischer Meister, deutsche Meisterklasse im Fernschach) mehr noch seine unverbrüchliche Originalität machten ihn zur Zentral- figur, um die sich immer wieder die Jugend scharte.

Während des 2. Weltkriegs kam das Schachleben zum Erliegen, wurde aber schon am 28.11.1946 vor allem auf Initiative von Hans Brockmann, dem ersten Vorstand, Reg.-Rat Albert Will und Lorenz Müller wieder aufgenommen. Neben der Pflege des Schachspiels wurde auch die der Geselligkeit in den Vereinsstatuten verankert, eine Aufgabe, der sich die Vereinsvorstände in besonderem Maße annehmen.

1947 übernahm Regierungsrat Will die Leitung des 75(!) Mitglieder starken Vereins sowie die, des Schachkreises Kronach. Er organisierte Rundenkämpfe und wirkte durch die Mithilfe bei vielen Neugründungen außerordentlich befruchtend auf das Schachleben des ganzen Kreises ein. Im selben Jahr wurde ein Wettkampf gegen Burgkunstadt an 30 Brettern ausgetragen, den Kronach mit 18,5:11,5 gewann. 195o – in diesem Jahr war Börner 1. Vorstand – weilte Bogoljubow zu einem Simultanspiel in Kronach und 1951 begann auf Anregung von Alfred Joanni die Schlacht im Fernschach“ gegen den Schachklub Peoria in den USA. Nach vier Jahren siegte Kronach mit 23,5:18,5. „This match between Kronach and Peoria should make internationale Chess History“ schrieb Henrv Cramer, Präsident der Peoria Chess Association zum Turnierbeginn.

1953 trug Kronach erstmals nach dem Kriege die oberfränkischen Meisterschaften aus. Im selben Jahr übernahm Leonhard Neuberg den Vorsitz und blieb – bis auf 1957, als Dr. Männlein den Verein führte über ein Vierteljahrhundert 1. Vorstand. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Ball des Schachklubs zum größten und beliebtesten Ball Kronachs und zu einer wichtigen finanziellen Stütze des Vereins.

Schachball 1953. Aufführung einer Partie mit lebenden Figuren.

Freundschaftliche Beziehungen zu den Schachspielern aus Berlin – Charlottenburg konnten angebahnt werden und führen zu regelmäßigen Besuchen und Gegenbesuchen. In seine Amtszeit fallen euch die größten Erfolge der Kronacher Mannschaft, die 1963 in der höchsten bayerischen Klasse antrat.

Von 1957 bis 1965 stand in Werner Mohs, dem heutigen Ehrenmitglied, ein engagierter Jugendleiter und eine extrem ordnende Kraft Neuberg zur Seite. Mohs kann auf Veröffentlichungen im Problemteil der Deutschen Schachblätter sowie beachtliche Turniererfolge am Brett verweisen.

Volle und persönliche Erfolge Neubergs tatkräftiger Arbeit waren die Veranstaltungen zur 75 – Jahr – Feier 1957 mit einem Simultanspiel Lothar Schmids sowie die oberfränkischen Meisterschaften 1960, die wieder in Kronach abgehalten wurden. Zum 90-jährigen Jubiläum wurde eine Veranstaltungswoche durchgeführt, die noch heute in guter Erinnerung ist. Ein Jubiläumsblitzturnier, die oberfränkische Mannschaftsblitzmeisterschaft, ein Problemturnier, ein Spiel gegen eine Kreisauswahl, der Besuch der Berliner Gäste und mehrere Jugendveranstaltungen wurden abgehalten sowie ein großer Festabend. Neben den vielfältigen organisatorischen Tätigkeiten nahm sich Leonhard Neuberg stets und in besonderem Maße der Jugendarbeit an und ist auch heute als Ehrenvorstand eine der zuverlässigsten Stützen.

Nach dem Aufstieg 1974 und dem Gewinn des oberfränkischen Pokalwettbewerbs geriet der Verein – markiert durch den Tod Hans Müllers – in eine Krise. Der Verlust starker Spieler konnte nicht sofort ausgeglichen werden. Schwierigkeiten mit dem Spiellokal, schlecht besuchte Vereinsabende, abgebrochene Meisterschaften und sinkender Mitgliederbestand waren die alarmierenden Folgen. Jetzt jedoch trägt die breite Jugendarbeit Früchte, die Hans Blinzler, Walter Lechleitner und Hans Neuberg seit Jahren leisten. Neben Schachkursen an dar Realschule und Gymnasium ist besonders die Freiluftveranstaltung für Schüler und Jugendliche beim Kronacher Altstadtfest zu erwähnen, die bereits vier mal durchgeführt wurde und das Schülerschach im Kreis enorm anregt. Vor allem auf die Initiative Hans Blinzlers geht auch die Einführung der Oberfränkischen Schulschachmeisterschaften zurück.

So verwundert es nicht, daß der neue Vorstand Hans Blinzler, seit Dezember 1980 im Amt, bereits eine stolze Bilanz vorweisen kann: Aufstieg in die Bezirksliga, hervorragende Resultate beim Jubiläumsturnier von Hertha 06 Berlin, Vorstoß bis ins Halbfinale beim Obarfrankenpokal. In diesem Jahr des Jubilierens hat die 1. Mannschaft den Klassener- halt nahezu gesichert, die 2. steht vor dem Aufstieg und auch die erstmals seit vielen Jahren wieder aufgestellte 3.Mannschaft schlägt sich achtbar. Neues Leben erfüllt den Verein und läßt uns Optimistisch in die Zukunft blicken!

Walter Lechleitner